1972 - 2022
50 Jahre Freie Wähler

15. September 2022

Freie Wähler feiern im DGH in Ellhofen

50 Jahre Freie Wähler Weiler-Simmerberg-Ellhofen e.V.

Jubiläumsveranstaltung DGH am 15.9.2022

 

 

15.9.1972 Vereinsgründung (datumsgenau vor 50 Jahren)

Freie Wählerschaft Weiler-Simmerberg e.V.

Otto Kuhn, Eugen Wanner, Dr. Elmar Holzer (ich möchte euch von ihm grüßen und ihn gleichzeitig für den heutigen Abend entschuldigen) , Erwin Stempfle, Josef Rudolph, Dr. Georg Wagner, Roswitha Ennemoser, Walter Lederer. Schon bald kamen hinzu Otto Strittmatter, Peter Metz und Gerhard Gretler.

 

Satzung: §2 Zweck des Vereins: Der Verein bezweckt die

Zusammenfassung von parteilich ungebundenen Bürgerinnen und Bürgern der Gesamtgemeinde Weiler-Simmerberg mit Ellhofen. Aus den Reihen seiner Mitglieder oder den der Freien Wähler nahestehenden, aber parteiungebundenen Personen, sollen erforderliche Kandidaten(innen) für die Gemeinde- und Kreistagswahlen nominiert werden.

Immerhin, schon 30 Mitglieder unterstützen die Vereinsgründung.

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Gäste aus den Nachbarorten und aus der

Landespolitik. Auch ich möchte euch recht herzlich begrüßen.

 

Überleitung

50 Jahre Revue passieren lassen … Da werde ich nur einige mir und

vielleicht auch euch wichtig erscheinende Aspe kte herausgreifen. Hinzu

kommt, dass eine gewisse persönliche Einfärbung kaum zu vermeiden ist.

Mit einem Abstand von ½ Jahrhundert zur Gründungszeit und mit der Milde

des Alters könnte man glauben, das waren doch ziemlich ruhige

kommunalpolitische Zeiten. Aber gar so ruhig war es gar nicht. Es gab

Themen, über die hitzig diskutiert wurde.

 

Themen um 1970

• Verkehrssituation. Das Auto eroberte die Kommunen, große und

kleine. Einbahnregelung: Fridolin Holzerstraße hinunter, Hauptstraße

hoch, dazu noch Verbreiterung der Hauptstraße, am besten wäre,

wenn man den Hausbach überkragen würde.

 

• Gar ein Abriss des Kornhauses wurde ernsthaft erwogen, angeblich

gab es sogar schon einen einstimmigen GR Beschluss.

 

• Mülldeponie: Es gab eine Reihe kleinerer Müllablagerungen,

weitgehend unkontrolliert wurde alles in Tobel und Löchern rund um

Siedlungen geworfen; übrigens nicht nur so geschehen in unserer

Gemeinde. Am Freitag hat dann ein Gemeindearbeiter den ganzen

Müll angezündet. Im Eschweid wurde eine größere Deponie geplant.

Damals noch ohne thermische Behandlung.

 

Heutzutage würden gegen das eine oder andere Projekt eine

Bürgerinitiative auftreten oder ein Bürgerbegehren gemacht.

Damals noch nicht so in Mode. Es gab aber damals schon sehr engagierte

Bürger*innen, nicht CSU oder SPD gebunden. Die haben sich organisiert

gründeten den Verein Freie Wählerschaft. So konnten sie einerseits

wirkungsvoller agieren, anderseits wollten sie aber auch unabhängig sein

gegenüber übergeordneten Strukturen oder Parteien.

 

Außerdem: Bis 1972 gab es für die GR Wahlen eine gemeinsame Liste. Bei

den Wahlen schnitten die nicht parteigebundenen Kandidaten recht

ordentlich ab. Dies veranlasste die CSU, ab 1972 eine eigene Liste

aufzustellen in der Hoffnung bei der Kommunalwahl besser abzuschneiden.

Als Reaktion darauf hat auch die SPD und eben auch die FW eine eigene

Liste aufgestellt.

2002 Kommunalwahl

Riedmüller kandidiert nach 28 Jahren nicht mehr. Welche Chance für FW

und SPD. Georg Michl für die CSU, Frau Sigolotto für die SPD und was

machen die FW?

FW - Klaus Papenfuß wurde nominiert. Er zog jedoch Anfang 2002 seine

Kandidatur zurück, kurz vor Nomierungsschluss. Die politischen

Mitbewerber - "Hasenfuß". Es war Eile geboten. Es sollte ein*e Kandidat*in

aus dem Ort sein, so die sinnvolle, vielleicht einzige realistische

Alternative.

Josef Reichart und Karl-Heinz Rudolph wurden in den Ring geschickt. Es

war ein Abend im Wohnzimmer von Sepp Reichart, wo die beiden sich

vermutlich sehr intensiv unterhielten, nicht ohne erheblichen Konsum eines

guten Rotweins. Details drangen nicht zu uns Vorstandsmitglieder hinaus,

lediglich, dass Sepp in seiner bekannten Manier immer wieder aufstand,

hin und her lief, den Kopf mit seinen Gedanken hin und her schwenkte.

Ergebnis bekannt: Die beiden verständigten sich, dass KH antreten soll.

Natürlich wurde KH von den FW aufgestellt. Bei der Wahl Georg Michl

43,9%, KH 38,7%. Somit Stichwahl erforderlich. Dabei 33 Stimmen Vorsprung für KH.

Schwieriger Einstieg für Karl Heinz: Angespannte Finanzlage. Hoher

Schuldenstand in der Kommune, über 7 Mio €. Haushaltssperre

angeordnet. Rechnung, die aufgeht: Wenn KH 18 oder 24 Jahre BGM und wenn jährlich 300.000€ Tilgung, dann am Ende weitgehend schuldenfrei, so seine Überlegungen. Lief über einige Jahre ganz gut.

 

Gleichzeitig Fortführung einer gedeihlichen Entwicklung in unseren

Ortsteilen. Breit aufgestellte Gewerbeentwicklung und Entwicklung

öffentlicher Einrichtungen, Freiwillige Feuerwehren, Freibad, DGH,

Seniorenheim Rothach, Sportanlagen, Geh- und Radweg, Investitionen in

unsere Kinder von der Kita bis hin zur Mittelschule, individuelle

Unterstützung der vielen Vereine in unseren Ortsteilen, ….

Dank der breiten Aufstellung unserer Gewerbebetriebe sind wir 2008 in der

Finanzkrise relativ glimpflich davongekommen.

Das war u.a. sein Verdienst. Das war auch das Engagement von Vorgänger

Riedmüller, alles aber auch mit meist breiter Unterstützung aus dem GR.

1974 Bgm Wahl: Bei soviel neuem Schwung musste natürlich ein eigener

BGM Kandidat her. Die FW wurden fündig, Heribert Riedmüller, CDU

Mitglied aus Baden Württemberg. 92% war das Ergebnis, natürlich auch mit

Unterstützung der CSU.

In den folgenden Jahren gab es eine ganze Reihe von kritischen Themen,

zunehmende Konflikte mit Bgm. Riedmüller. Deshalb stellten die FW für die

BGM Wahl 1980 einen eigenen Kandidaten auf.

 

1980 Rudi Winkler aus Isny, charmant und eloquent, ideenreich.

Tourismusfachmann. Seine Themen naheliegend: Tourismus, Vergleiche

mit Oberstaufen, Scheidegg, Oberreute und natürlich Isny . Heukuren, die

kann doch jeder Landwirt anbieten. Ellhofen könnte Familienerholungsort

werden. Tourismus über Gewerbeentwicklung? Der Wahlkampf war

intensiv, großes Bürgerinteresse, 23 Bürger*innen im Liftstüble in Weissen,

70 im Nebenzimmer der Krone und 36 beim Fehr in Manklitz. Der Wähler

hat gesprochen: 70% für den amtierenden Bgm. Riedmüller

Für die FW keine blutige Nase aber Ernüchterung. 1986 FW kein eigener

Bgm. Kandidat.

 

• 1986 im Juni Unfalltod von Josef Rudolph.

1990 Zusammenlegung von GR und Bgm. Wahl

1991: Umbenennung Freie Wählerschaft in Freie Wähler.

 

Freie Wähler Weiler-Simmerberg-Ellhofen e.V.

 

Angleichung an die gängige Namensgebung. Außerdem Ellhofen in den

Namen integriert.

Was Ellhofen im Ortswappen und im Ortsnamen von Weiler-Simmerberg

nicht geschafft hat, hat es bei den FW geschafft.

 

1997 - 25 Jahre FW

Festvortrag: Schimanski aus dem ZDF Innenresort - Deutschland wohin?

Wie wäre das Thema heute? Deutschland, Europa, vielleicht sogar Welt

wohin?

 

Anfang des neuen Jahrtausends – Unruhe und Aufbruchsstimmung bei

einigen Freien Wählern vor Ort.

Prinzip: FW nur für lokale Politik zuständig. Parteilich ungebunden, keine

beeinflussenden Strukturen und Vorgaben von oben, mit allen Vor - und

Nachteilen. Aber: Entscheidungen vor Ort sehr oft jedoch beeinflusst und

abhängig durch Gesetzgebung von oben, vom Land, vom Staat. Lediglich

auf lokaler Ebene zu agieren schien manchen zu wenig. So wurde final die

FW Partei gegründet, bei den Landtagswahlen angetreten und jetzt sind die

FW Regierungspartei.

Motto der FW:

Unser Kommune liebenswert und lebensfähig

Unsere Kommune muss liebenswert sein für unsere Bürger*innen . Viele

Aspekte gehören dazu, damit eine Kommune liebenswert ist. Existentiell

notwendiger Aspekt ist eine solide finanzielle Ausstattung der Kommune –

Gewerbetreibende mit Gewerbesteuer, Arbeitsplätze mit

Einkommenssteuereinnahmen. Das ermöglicht eine lebensfähige

Grundlage.

Dafür standen und stehen wir FW über all die Jahre.

Es möge allen Bürger*innen bewusst sein, dass eine ordentliche finanzielle

Ausstattung der Kommune erforderlich ist, um sie lebensfähig zu machen,

sie in der Folge aber auch liebenswert zu gestalten.

Hinzu kommen in jüngerer Zeit die ökologischen Aspekte, die wir, damit

meine ich alle Entscheidungsträger, erst im Ansatz in die kommunalen

Aktivitäten einbringen. Zukünftig wird es zwingend erforderlich sein,

praktisch jede Entscheidung auf den ökologischen Prüfstand zu stellen.

Anfangs wird dies Kosten intensiv sein, auf Dauer aber eher entlastend.

Verkehr, Starkregenereignisse im Rahmen der Klimaveränderung –

Hausbach, Oberflächenwasser durch Starkregen – weitere Themen.

 

Wahlvorbereitung, Wahlwerbung oder Wahlkampf wie wir sagen -

Schwierig für uns FW

Seit 1972 haben wir FW 9 Kommunalwahlen miterlebt.

Kein Fremdgeld, weder öffentliche Gelder noch übergeordnete Institution,

lediglich Mitgliedsbeiträge und Spenden, keine logistische Unterstützung

von übergeordneten Parteistrukturen oder vom Staat. Ressourcen schonen.

Geld immer knapp.

Unsere Kassiere hatten es nicht leicht. Erwin Stempfle, KH Locher,

Thomas Hele, aktuell Roswitha Sinz. Wir waren immer mehr oder weniger

klamm, nur nach dem Einzug der Mitgliedsbeiträge war ein wenig Luft.

Otto Strittmatter, Bernhard Boch, Walter Maulhardt, Franz Joseph Sauer,

und viele andere haben bei den Wahlvorbereitungen geholfen.

Ich denke auch an die Winterstürme im Februar 2020, die uns mehrfach die

Plakatwände zerlegt haben.

 

Kandidatensuche: Nicht nur für die FW, auch CSU und SPD hatten und

haben Mühe, ausreichend engagierte Kandidaten*innen zu finden.

Wir FW hatten aber immer volle Liste, Aufstellung nach demokratischen

Prinzipien, keine vom Vorstand vorgegebenen Listenplätze, keine

Blockwahl. Bei den 9 Wahlen mindestens 150 Bürger und Bürgerinnen

bereit zu kandidieren. Respekt und Danke für das Engagement.

Mitglieder max. um 100.

 

2020: Erdrutsch in mancherlei Hinsicht: Zwei Listen kamen hinzu - JA

und Grüne, insgesamt Verjüngung. CSU und FW mussten Federn lassen,

jeweils noch 6 Sitze. CSU sah die Chance, wieder den BGM stellen zu

können. 2008 und 2014 keinen eigenen Kandidaten aufgestellt. So wie die

FW 1986, 1990 und 1996. Ergebnis BGM Wahl bekannt. Es kam auch beim BGM zu einer drastischen Verjüngung.

 

Arbeit im GR ist sehr positiv zu sehen. Verdienst von Tobias Paintner und von allen Mitgliedern des GR. Wir FW tragen unser Teil bei für eine gedeihliche Ortsentwicklung.

 

Zitat aus pem Kommentar im WA:

… Der amtierende Rathauschef pflegt ein Miteinander mit dem Gemeinderat, bindet die Fraktionen ein, greift Ideen auf und lässt Meinungen auch einfach mal unkommentiert stehen. Und er forciert Entscheidungen, wo das nötig ist…

 

Mittlerweile hat er (TP) das Forcieren ganz gut gelernt 

Noch ein paar Worte über die Fraktionen im Gemeinderat. Sie tragen das

Ihre zu dem deutlich verbesserten Arbeitsklima im Gremium bei, nicht zuletzt SPD und Freie Wähler.

Die beiden Gruppierungen waren bei der Bürgermeisterwahl und der anschließenden Kampfabstimmung über die Stellvertreter leer ausgegangen. Sie hätten Wunden lecken und sich in eine Oppositionsrolle begeben können. Davon ist nichts zu spüren. Die

Fraktionen arbeiten konstruktiv mit .. Zitat pem aus dem WA - Ende.

 

Abschluss, persönliche Gedanken

 

a) Verjüngung, junge Menschen für die Bedeutung kommunaler Belange gewinnen. Entscheidungen sollten doch vorrangig diejenigen treffen, die noch am längsten mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen leben müssen. Man muss ja nicht gleichzeitig die Alten vom Hof jagen.

 

b) Ideen zu haben, diese zu diskutieren und dann Mehrheitsentscheidung treffen. Das ist Demokratie, das ist manchmal zäh. Wir müssen in Kauf nehmen, dass bei vielen Entscheidungen auch nachteilige Effekte zu betrachten und nicht immer zu umgehen sind. Abwägen ist die Devise. Königswege gibt es immer weniger. Ich wünsche mir, dass auch Bürger*innen außerhalb des GR bei ihrem Engagement für kommunale Themen die Vielzahl der Argumente beachten, aufgreifen, diskutieren und dann ihre individuelle Entscheidung zum Wohle der Bürger*innen treffen.

 

Dann besteht auch für die Zukunft eine gute Chance, dass unsere Heimatorte lebensfähig und liebenswert bleiben.

 

Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend, vielen Dank.

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Ps: diese Textvorlage diente als Konzept für den Vortrag, somit erfolgten zwangsläufig

gewisse Abweichungen.

Festvortrag
von Dr. Bernd Ferber

Der damalige 1. Vorsitzende Thomas Hele begrüßte viele Mitglieder, Gäste aus der Region, als Ehrengäste Tobias Paintner, 1. Bürgermeister und Alexander Hold vom bayr. Landtag, für die Presse Olaf Winkler

 

Kurzweilige Feier bei lebhafter Livemusik, feinem Essen und Trinken. Genügend Zeit für viele Gespräche zwischen Jung und Alt, Erinnerungen an frühere Zeiten

 

Grußworte der Ehrengäste

letzte Aktualisierung 24. Januar 2025

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